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Sibirien-Reise 2022, Teil 2:

Bei Ulf Siebach

Der alte Teil der Gäste-Anlage. Links: In dieses Haus sind die Siebachs ein Jahr nach ihrer Ankunft in Sibirien eingezogen. Rechts: Ein Holz-Tipi; das Gemeinschaftshaus, mit Küche und Feuerplatz. In der Mitte: Dieses Haus haben die Siebachs beim Kauf des Grundstücks mit übernommen; es war dann ihr erstes Zuhause: 20 Quadratmeter, kein Strom, Wasser aus dem Fluss. Und in der Mitte ein großer Holzofen. Zwei Erwachsene und ein sechs Monate alter Säugling. Da muss man sich und Sibirien schon sehr mögen. Vor allem im Winter – bei kurzen Tagen und langen Nächten. Und minus 30 Grad…

Zwei Reihen neu gebaute Gästehäuser. Die aber nie komplett belegt sind. Im Moment ohnehin nicht; nach der Corona-Flaute lassen jetzt die Sanktionen das Geschäft nur auf kleiner Flamme laufen; es kommen ja kaum ausländische Touristen nach Sibirien. Dafür buchen zunehmend Russen.

Zuhause kalt duschen mache ich nie – aber hier die Morgenwäsche gleich nach dem Aufstehen ist wunderbar….

… 50 Meter weiter, am Fluss.

Die Küchen-Hütte. Kochen, essen, sitzen, klönen, den Ofen anmachen… Normalerweise. Aber momentan bin ich der einzige Gast, und diese Hütte ist mein Arbeitsplatz. Einige Stunden am Tag kommt Ulf dazu und wir arbeiten gemeinsam am Buch.

Ulf ist Macher: Bäume fällen, Hütten bauen, Trecker fahren, allein in der Natur – das ist sein Ding. Schreiben, stundenlang am Schreibtisch sitzen ist für ihn ungewohnt. Aber, natürlich, auch das kriegt er hin.

Ich bin ja eher ein Katzenmensch. Aber dieser kleine Kerl hat es mir angetan. Er sieht aus wie ein Hund, läuft wie ein Fuchs, heult wie ein Wolf – und ist einfach nur zum Knuddeln…

Die ersten Tage waren Nieselwetter; 13 Grad. Aber – das war/ist kein Problem. Vielleicht liegt es an den heißen Tagen der letzten Wochen. Oder daran, dass es bei dem Wetter so gemütlich ist, drinnen am Laptop zu sitzen, ab und zu einen Tee zu kochen, Kekse zu knabbern, den Ofen zu füttern. Inzwischen gibt es auch sonnige Tage, es sollen sogar noch mal 25 Grad werden.

Ein Hauch von Sonne. Auch wenn die Blütezeit natürlich vorbei ist – immer noch schön. Und der Honig, den die Bienen aus diesen Blumen zaubern – sehr lecker…

Sobald die Sonne rauskommt – wird es möllig warm. Gut zum Entspannen – schlecht fürs Schreiben. Aber eine Mittagspause gönne ich mir.

Was mir bei diesem Foto gerade einfällt: Wenn ich immer in (von Ulf geliehenen) Gummistiefeln zu sehen bin, dann nicht, weil ich die hier brauche. Sondern sie sind so groß, dass sie einfach anzuziehen sind, und ich kann damit überall rumlaufen kann – über Rasen, durch die nasse Wiese, in den Fluss und auch mal einen matschigen Weg. Gummistiefel passen eben immer – aber natürlich nur für draußen.

Aus den zwei Hütten ganz zu Anfang ist inzwischen schon ein kleines Dorf geworden. Und Ulf hat immer noch mehr Ideen.

Eine Solaranlage liefert Strom, in meiner Hütte gibt es 12 Volt USB zum Handy laden, in der Küchenhütte auch 220 Volt.  Ein Funk-Router ermöglicht Internet und WLAN.

Trinkwasser aus 30 Meter Tiefe. Zu Anfang hat Ulf Wasser aus dem Fluss geholt und genutzt. Aber als immer mehr Gäste kamen, hat er einen Brunnen bohren lassen. Das macht die Wasserversorgung viel einfacher. Aber die Erkenntnis ist geblieben;  Ulf: „Wenn du jeden Liter Wasser aus dem Fluss holen musst, lernst du den Wert von Wasser zu schätzen und verbrauchst davon möglich wenig.“

Mal eben durch die Taiga laufen – das geht leider nicht. Die Taiga in dieser Region ist jung, ungefährt 30 Jahre alt; häufige Buschbrände haben die alten und hohen Bäume vernichtet. In dieser jungen Taiga ist der Boden völlig zugewachsen. Da muss man schon genau die Stellen kennen, in denen es geht. Weil Ulf da schon mit anderen Gästen gewesen ist. Oder weil Förster und Trapper da ab und zu gehen.

Weil ich im Moment der einzige Gast bin, versorge ich mich selber. Ich bin kein großer Koch; Bratkartoffeln mit Spiegelei – das kriege ich noch hin. Hier und heute praktiziere ich eine Variation davon: Geschnippelte Möhren und Buchweizen. 20 Minuten kochen, dann  in die Pfanne. Zwei Eier dazu, obenauf drei Scheiben (selbstgemachten) Käse. Superlecker! Noch leckerer wird es natürlich, wenn Ulf und Vita kochen…

Für Gäste gibt es in der Banja, also Waschhütte, eine Waschmaschine. Für die kleine Wäsche mag ich es lieber einfach: Handwäsche.

Nach zwei Tagen Sonne ein kurzes, aber kräftiges Gewitter. Und dann dieser Abschluss…

Einfach nur schön.

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